Gustave Flaubert – Madame Bovary – Leseproben
Eine zeitlose Geschichte – möchte man meinen, noch immer brisant
Je klarer sich Emma Bovary ihrer Leidenschaft bewusst wurde, um so mehr drängte sie sie zurück. Ihre Liebe sollte unsichtbar und klein bleiben …
Vorbemerkungen
Die Rubrik ist betitelt mit „Klassiker“, und nach einem Ausflug in die mehr oder weniger gute Gegenwartsliteratur kehren wir heute mit Flauberts Madame Bovary tatsächlich in die klassische erotische Literatur zurück.
Der Roman erschien erstmals vollständig im Jahre 1857 im Verlag Lévy Frères in Paris. Ein Jahr zuvor erfolgte eine Veröffentlichung in der Zeitschrift La Revue de Paris wegen derer Flaubert von der Zensurbehörde wegen Verstoßes gegen die guten Sitten angeklagt wurde. Der Vorwurf: Verherrlichung des Ehebruchs. Im Prozess wurde er freigesprochen. Dennoch galt das Buch seinerzeit als Skandalroman.
Gustave Flaubert
Geboren am 12. Dezember 1821 in Rouen/ Normandie als Sohn des Chefarztes des städtischen Krankenhauses Achille Cléophas Flaubert. In Rouen wuchs er auf und begann, auf Drängen des Vaters, nach dem Abitur ein Jurastudium, das er, nach einem epileptischen Anfall aber aufgab. Er unternahm mehrere Reisen in den Vorderen Orient, besonders nach Ägypten. Nach dem Tod des Vaters richtete er sich bei der Mutter ein und lebte als Schriftsteller ein zurückgezogenes Dasein. Er gilt als einer der besten Stilisten der französischen Literatur. Madame Bovary erschien als sein viertes Werk im Jahre 1857. Mehr zur Biografie Gustave Flaubert>>>
Gustave Flaubert verstarb am 8. Mai 1880 in Canteleu/ Normandie.
Flaubert zum Islam
Eines seiner bemerkenswerten Zitate aus einem Brief:
„Im Namen der Menschheit fordere ich, dass der schwarze Stein zermahlen, sein Staub in den Wind gestreut, dass Mekka verwüstet und das Grab von Mohammed entehrt wird. Das ist der Weg, um gegen den Fanatismus anzugehen.“ (Quelle)
Religiöser Fanatismus ist nicht neu, doch brauchte der Islam vielleicht eine Reformation? Beim Christentum dauerte es 1.500 Jahre, daran gemessen hätten die Muslime noch 800 Jahre Zeit, bleibt zu hoffen, dass es schneller geht.
Madame Bovary
Die schöne Emma, Tochter eines Bauern, heiratet den verwitweten Landarzt Charles Bovary, mit dem sie nicht glücklich wird, Dorfalltag, unerfüllte Hoffnungen. Ein Umzug bringt keine Besserung, lediglich die platonische Beziehung zu einem jungen Mann, Léon, der später noch ihr Liebhaber werden soll. Doch letzteres übernimmt zunächst der Grundbesitzer Rodolphe, den sie mit Geschenken überhäuft und sich wie die Familie überschuldet.
Während eines Theaterbesuchs trifft sie Léon wieder und beginnt eine Affäre mit ihm, doch die Schulden erdrücken sie inzwischen.
Leseproben
Charles Bovary
Charles Bovarys Art zu sprechen war platt wie das Trettoir auf der Straße: Allerweltsgedanken und Alltäglichkeiten, die niemand rührten, über die kein Mensch lachte, die nie einen Nachklang erweckten. Solange er in Rouen gelebt hatte, sagt er, habe er niemals den Drang verspürt, ein Pariser Gastspiel im Theater zu sehen. Er kom´nnte weder schwimmen noch fechten, er war auch kein Pistolenschütze, und gelegentlich kam es zutage, dass er Emma einen Ausdruck des Reitsports nicht erklären konnte, der ihr in einem Roman begegnet war.
Muss ein Mann
… nicht viel mehr alles kennen, auf allen Gebieten bewandert sein und seine Frau in die großen Leidenschaften des Lebens, in seine erlesensten Genüsse und in alle Geheimnisse einweihen? Der ihre aber lehrte sie nichts, verstand sich auf nichts und erstrebte nichts. Er glaubte, sie sei glücklich, sie jedoch verübelte ihm seine satte Trägheit, seinen zufriedenen Stumpfsinn, ja selbst die Wonnen, die sie ihm gewährte …
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Emma Bovary
Immerhin versuchte sie nach Theorien, die ihr gut schienen, Liebesstimmungen nach ihrem Geschmack zu erregen. Wenn sie bei Mondenschein zusammen im Garten saßen, sagte sie verliebt Verse her, so viele sie nur auswendig wusste, oder sie sang eine schwermütige, gefühlvolle Weise. Aber hinterher kam sie sich selber nicht aufgeregter als vorher vor, und auch Charles war offenbar weder verliebter noch weniger stumpfsinnig als zuvor. Da waren
vergebliche Versuche
… eine große Leidenschaft zu entfachen. Im Übrigen war Emma Bovary unfähig, etwas zu verstehen, was sie nicht an sich selbst erlebte, oder an etwas zu glauben, was nicht offen zutage lag. Und so redete sie sich ohne weiteres ein, Charles Liebe sei nicht mehr übermäßig stark. In der Tat gewannen seine Zärtlichkeiten eine gewisse Regelmäßigkeit. Er schloss seine Frau zu ganz bestimmten Zeiten in die Arme. Es ward das eine Gewohnheit wie alle anderen, gleichsam der Nachtisch, der kommen muss, weil er auf der Menükarte steht …
Sie wünschte sich
einen Sohn
Braun sollte er sein, und stark sollte er werden, und Georges müsste er heißen! der Gedanke, einem männlichen Wesen das Leben zu schenken, kam ihr vor wie eine Entschädigung für alles, was sich in ihrem eigenen Dasein nicht erfüllt hatte. Ein Mann ist doch wenigstens sein eigener Herr. Ihm stehen alle Leidenschaftne und alle Landen offen, er darf gegen alle Hindernisse anrennen und sich auch die allerfernsten Glückseligkeiten erobern. Ein Weib liegt an tausend Ketten. Tatenlos und doch genussfreudig steht sie zwischen den Verführungen ihrer Sinnlichkeit und dem Zwang der Konvenienz.
An einem Sonntag kam das Kind zur Welt, früh gegen sechs Uhr, als die Sonne aufging. „Es ist ein Mädchen“, verkündete Charles … Alles lesen>>>
Léon
Hinter ihrem klösterlichen Kleid stürmte ein weltverlangendes Herz, und ihre keuschen Lippen verheimlichten alle Qualen der Sinnlichkeit. Sie war in Léon verliebt. Sie suchte die Einsamkeit, um ungestört in der Vorstellung zu schwelgen. Diese Wollust der Träume wurde ihr durch den leibhaftigen Anblick des Geliebten nur gestört. Beim Hören seiner Tritte zitterte sie. Sobald er aber eintrat, verflog diese Erregung, und sie fühlte nichts als namenlose Verwunderung und tiefe Schwermut …
Je klarer sich
Emma Bovary
… ihrer Leidenschaft bewusst wurde, um so mehr drängte sie sie zurück. Ihre Liebe sollte unsichtbar und klein bleiben. Wohl war es ihr Sehnen, dass Léon die Wahrheit bemerkte; sie erträumte sich Zufälle und Katastrophen, die dies herbeiführten. Aber ihre Passivität, die Angst vor der Entscheidung und auch ihr Schamgefühl hielten sie zurück. Sie bildete sich ein, sie hätte sich ihm bereits all zu sehr entfremdet, es wäre nun zu spät, und alles sei verloren.
Dass Charles keine Dulderin in ihr sah, das empörte sie am Allermeisten. So häufte sie auf ihn alle
Bitternisse
… ihres Herzens. Jeder Versuch, diese Verstimmungen zu bekämpfen, verschlimmerte sie nur. Denn die vergebliche Mühe machte sie noch mutloser und entfernte sie noch mehr von ihrem Mann. Gerade seine Gutmütigkeit reizte sie zur Rebellion. Die Spießigkeit ihrer Wohnung verlockte sie zu Utopien von Pracht und Herrlichkeit und die ehelichen Freuden zu ehebrecherischen Gelüsten … Alles lesen>>>
Rudolphe
„Allerliebst!“, sagte er bei sich. „Wirklich allerliebst, diese Doktorsfrau Bovary. Schöne Zähne, schwarze Augen, niedliche Füße und schick wie eine Pariserin! Zum Teufel, wo mag sie her sein? Wo mag sie dieser Schlot nur aufgegabelt haben?“
Rudolphe Boulanger war vierunddreißig Jahre alt, von roher Gemütsart und scharfem Verstand. Er hatte sich viel mit Weibern abgegeben und war Kenner auf diesem Gebiet. Die da gefiel ihm. Somit beschäftigte sie ihn in Gedanken, ebenso ihr Mann.
[…] „Das wär was fürs Herz! Charmant! Aber wie kriegt man sie hinterher wieder los?“
Ehebruch
Das Tuch ihres Jaketts lag dicht am Samt seines Rockes. Sie bog ihren weißen Hals zurück, den ein Seufzer schwellte. Halb ohnmächtig und tränenüberströmt, die Hände auf ihr Gesicht pressend und am ganzen Leib zitternd, gab sie sich ihm hin.
Die Dämmerung sank herab. Die Sonne stand blendend am Horizont und flammte in den Zweigen. Hier und da, um die beiden herum, im Laub und auf dem Boden, tanzten lichte Flecke, als hätten Kolibris im Vorbeifliegen ihre schimmernden Federn verloren. Rings tiefes Schweigen. Die Bäume atmeten süße Melancholie.
Emma fühlte wie ihr Herz wieder klopfte, wie ihr das Blut durch den Körper kreiste …
Immer wieder
… sagte sie sich: „Ich habe einen Geliebten, einen Geliebten!“ Der Gedanke entzückte sie. Es war ihr, als sei sie jetzt erst Weib geworden. Endlich waren die Liebesfreuden auch für sie da, die fiebernde Glückseligkeit, auf die sie bereits keine Hoffnung mehr gehabt hatte! Sie war in eine Wunderwelt eingetreten, in der alles Leidenschaft, Verzückung und Rausch war. Blaue Unermesslichkeit breitete sich rings um sie aus, vor ihrer Phantasie glänzte das Hochland der Gefühle und fern, tief unten, im Dunkel, weit weg von diesen Höhen, lag der Alltag.
Sie erinnerte sich an allerlei Romanheldinnen, und diese Schar empfindsamer Ehebrecherinnen sang in ihrem Gedächtnis mit den Stimmen der Klosterschwestern … Alles lesen>>>
Verfilmungen
Der Roman Madame Bovary wurde mehrfach verfilmt, die erste, eine französische Produktion, im Jahre 1934, die letzte 2014 in den USA mit mäßigem Erfolg. Die Rolle der Emma Bovary spielte die Australierin Mia Wasikowska. Der Film hatte seine Premiere beim Telluride Film Festival in Colorado. Die Handlung bleibt weitestgehend der Romanvorlage treu.
Die bekannteste Verfilmung der Madame Bovary ist die aus dem Jahre 1991 unter der Regie von Claude Chabrol mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Der Film läuft am 29.09.2021, 20:15 Uhr, bei ARTE.
Eine Übersicht aller Bücher in diesem Blog, alphabetisch geordnet, finden Sie hier>>>
Ein passender Filmtipp zum Roman Madame Bovary, nicht über Ehebruch, doch von außerordentlicher Sinnlichkeit
Die Sinnlichkeit
… des Schmetterlings. Ein australischer Spielfilm aus dem Jahre 2017, Buch und Regie Priscilla Cameron.
Klappentext: Als der 13-jährige Fin die attraktive Blumenhändlerin und Ex-Burlesque-Tänzerin Evelyn kennenlernt, wird der Blumenladen fortan zum perfekten Zufluchtsort für den Jungen. Aus seiner Zuneigung für die reife Frau wird eine Mischung aus Bewunderung, jugendlicher Liebe und Verlangen. Doch Fins Vater Al entwickelt ebenfalls Gefühle für Evelyn …
Eine in bezaubernden, elektrisierenden Bildern erzählte Geschichte über Liebe und Verlust, die berührt und mit zärtlicher Sinnlichkeit und Erotik betört. Mehr zum Film mit Trailer>>>
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Roman - Als Hardcover, Taschenbuch und eBookHank Hennings tänzelt ungeduldig vor dem Kaffeeautomaten hin und her, während sich die erste Tasse füllt. Lisa Sänger indes genießt ihre sichtliche Überlegenheit, ohne auch nur die Spur Hohn oder Überheblichkeit zu empfinden. Genau genommen tut er ihr leid, sie zählt ihn nicht zu dieser Art Machos, die meinen, jede Frau gehöre ihnen. Er hat etwas an sich, das ihn völlig unaufdringlich anziehend erscheinen lässt. Allein darin lag ihr Grund dafür, dass sie ihn gewähren ließ an diesem Abend, dass sie die Einladung überhaupt erst annahm. Doch schon einen winzigen Augenblick bevor sie das Attribut seiner Männlichkeit spürte, ließ ihre Lust bereits nach, und sie stellte mit Entsetzen fest, dass es allein die Neugier war, die sie in seine Arme trieb, nicht der Wunsch, mit einem Manne zu schlafen. Sie gab sich Mühe, ihn das nicht spüren zu lassen und sie wies ihn nicht einmal zurück, als er sie zu späterer Stunde ein zweites Mal begehrte. | |
„Wo ist der Türdrücker, verdammte Scheiße?“ Der glatte Fliesenfußboden bietet keinen Halt, schon gar nicht, wenn man Hausschuhe mit Filzsohlen trägt. Nie wieder, zum Teufel, Hausschuhe mit Filzsohlen! Frank Mälzer flucht, was war gerade passiert? Wände haben keine Griffe, man kann sich an nichts festhalten, noch aufrichten, dasselbe mit der Wohnungstür, scheiß Wohnungstür! Hätte ich jemals geahnt, dass mir so etwas passieren könnte, nie hätte ich Hausschuhe mit Filzsohlen gekauft, noch wäre ich in eine Wohnung eingezogen, mit einer Eingangstür glatt wie eine Rutschbahn und an deren Wände keine Griffe montiert sind, denkt er in seiner Not. Doch wer montiert schon Griffe an Zimmerwände? Er kann noch denken! |
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Beim ersten Mal an diesem warmen Frühlingstag, als sie sich beide auszuruhen gedachten für die Rückfahrt nach München, folgte sie ihm von der Couch, wo sie vorher lange miteinander sprachen, in sein Bett. Sie könne allein nicht einschlafen, sagte sie schmollend, während sie vor seinem Bett stand, wo sie ungeduldig und voller wonniger Erwartung, die jugendliche Hitze wie ein verzehrendes Feuer in ihrem Leib, von einem Bein auf das andere trat. Seine wunderschöne junge Frau, die er so sehr begehrte wie er nie in seinem Leben eine Frau begehrt hatte, und die ihm gleichzeitig panische Angst einjagte, er könne sie verletzen; wie er, Curd, ihr Curd, ihre erste Liebe, wie er ihr, nachdem sich ihr Wunsch erfüllte, mit liebevollen Worten erklärte ... Alle Leseproben |
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