Der Geruch von uns – Jugend ohne Regeln (2014)

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The Smell of us – Ein Film von Larry Clark – Kino kontrovers

Der Geruch des Abgestandenen – So könnte man auch ein bereits ausgelutschtes Thema nennen

Der Geruch von uns – The smell of us mit Lucas Ionesco, Diane Rouxel, Theo Cholbi, Hugo Behar-Thiniéres; Regie: Larry Clark

Der Geruch

Abgestandenes schmeckt schal und riecht bisweilen ranzig, so ging es mir, als ich mir Larry Clarks bislang vorletztes Filmwerk anschaute. Den Kritiken hätte ich Glauben schenken sollen, aber wie das so ist mit Kritiken, nicht immer treffen sie den Kern. Hier verhält es sich anders, man kann eben ein Thema nicht mehrfach „auslutschen“, auch nicht ein solches, das insofern bedeutungsvoll ist, weil es sich mit der Reserve und somit der_geruch_the_smell_of_us_kritikgleichsam mit der Zukunft der Gesellschaft, der Jugend beschäftigt. Nach „Kids“ aus dem Jahre 1995, der Geruch von uns, „The smell of us“, aus dem Jahre 2014, Kids auf französisch schrieb der Hollywood Reporter, das machte mich neugierig.

French Kids

Kinder und Jugendliche, egal wo sie leben, egal, wann sie leb(t)en, sie wollen alle nur das Eine, Anerkennung, eine halbwegs sichere Zukunft (was Zukunftsangst bewirken kann, erleben wir gerade aktuell mit der Angst vor dem Klimawandel), Freiräume und das Gefühl, nicht ständig dressiert zu werden. Das war in den 90ern in New York (Kids) nicht anders als in der jüngeren Vergangenheit in Paris. Ein gravierender Unterschied, Smartphones und Internet, mit all den Verführungen, die diese neuen Medien gebracht haben. Knapp zwanzig Jahre zwischen beiden Filmen, ein anderer Handlungsort, vielleicht ein veränderter Blick? Doch weit gefehlt.

Ein paar Bemerkungen zum Regisseur Larry Clark finden Sie hier amazonvideo

Der Geruch – trügerisch

Wer also Kids kennt, dazu Ken Park aus dem Jahre 2002 und sich bei The Smell of us etwas ähnlich Gutes erhofft, wie es mir ging, der wird bei diesem Film wohl herb enttäuscht sein und somit erfüllt er höchstens eine einzige Funktion, die Sammlung durchaus kontroverser Filme zu ergänzen, als solchen darf man ihn dennoch, trotz aller Mängel beschreiben, weil er zumindest betroffen macht. Betroffen aus dem Grund, weil das Beschriebene nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, sondern in dieser oder jener Form tagtäglich passiert, junge Menschen, die aus Not (manche vielleicht auch aus Gier oder Neugier) täglich ihre Körper verkaufen – Bahnhof Zoo.

Der Film

Gab es bei Kids und Ken Park noch durchgängige und für die Zuschauer*innen erkennbare Handlungsstränge, wurden besonders in Ken Park die unterschiedlichen sozialen Hintergründe, die familiäre Situation der Handelnden tiefgründig ausgeleuchtet, so verzichtet The smell of us darauf vollständig und liefert aneinandergereihte Episoden, die einzig und allein dadurch zusammengehalten werden, dass es stets um dieselben handelnden Personen geht und das tägliche Einerlei aus Tristesse, erstickt in Alkohol, Drogen und Sex. Sex nicht aus Lust und Spaß an der Freude, sondern Sex aus Langerweile, bis der Geruch des eigenen Ich Ekel erregt. amazon_audible

Keine Banlieues

Dabei spielt sich das Geschehen nicht in den berüchtigten Pariser Vorstädten ab, den Banlieues, sondern vor durchaus bürgerlichem Hintergrund. Ganz im Gegensatz zu den dunklen Schluchten, in denen die New Yorker Kids unterwegs sind. Und die Akteure sehen nicht allesamt arm aus, nicht wie Jugendliche, die aus Sozialhilfe-Dynastien stammen, um ein früher in Deutschland übliches Wort zu nennen. Einige erwecken sogar den Eindruck, aus geordneten Verhältnissen zu stammen, wie Marie (Diane Rouxel), so könnte man einer Einstellung entnehmen. Ob der Regisseur damit einen bewussten Kontrast zu den Kids des Jahres 1995 setzen wollte, bleibt allerdings fraglich. Der Geruch – The smell of us>>>

Die Handlung

Der Film beginnt mit einer langen Einstellung, herum um einen, offenbar beliebten, Jugendtreff, Scateboard-Kunststücke, Zuschauer, einer spielt Gitarre, ein betrunkener, schlafender Obdachloser (sie nennen ihn den Rockstar – gespielt von Larry Clark selbst). Es wird geraucht, gekifft, getrunken, einer ist ständig mit dem Smartphone unterwegs. Ein Schönling, vermutlich aus besserem Hause, vögelt inmitten der Gruppe ein Mädchen, beide nackt, stellen sie sich zur Schau und werden dabei gefilmt. Eine Kellerdiskothek, Hard-Rock-Musik, schwitzende, nackte Oberkörper junger Männer, ein älterer, offenbar schwuler Mann, der sich daran ergötzt.

Die Freunde Math, Pacman und JP

Math (Lucas Ionesco) zeigt seinem Freund Pacman eine Webseite, Escort-Service, das wäre doch was, um Geld dazu zu verdienen. Nicht weil man besonders arm ist, sondern weil man sich von den anderen abheben will oder so sein wie die in der Gang, denen es von Hause aus offenbar besser geht – der Geruch von Wohlstand. Beide melden sich bei einem Escort-Service an. Was folgt, eine Aneinanderreihung verschiedener Episoden, immer wieder unterbrochen vom Geschehen an dem eingangs gezeigten Treffpunkt. Episoden – schwuler Sex mit alten Männern, Besuche bei älteren Frauen – ob es auch hier um Sex geht bleibt im Dunkel. Der Geruch – The smell of us>>>

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Exzesse

Math bei einem alten Freier, er verabreicht ihm Viagra, „damit wir die ganze Nacht ficken können“. Der Alte, später bewusstlos im Rausch von Alkohol und Drogen am Boden liegend, holt Math die Freunde in dessen Wohnung zu einer wilden Party, die ein Chaos an Verwüstung zurücklässt.
Pacman bei einer alten Frau, die fragt ihn: „Du siehst hübsch aus, wieso verdienst du Dein Geld mit sowas hier?“ Der darauf: „Mein Vater ist tot, meine Mutter verdient fast nichts. Ich muss mich um drei Geschwister kümmern, was soll ich machen? Ich brauch das Geld.“ Er lügt, wie erst später im Film deutlich wird.

Zerrüttete Familien

der_geruch_the_smell_of_us_kritikPacmans Mutter, Alkoholikerin, versucht ihn zum Sex mit ihr zu überreden. Es gibt nur zwei kurze Episoden im Film, in dem die familiären Verhältnisse sichtbar werden. Die zweite bei Maths tatsächlich schwulem Freund, Mutter mit Liebhaber, der ein paar klare Worte zum Sohn sprechen soll, es kommt zur Prügelei. Der Freund will Math für sich gewinnen, der aber abweisend: „Ich lasse mich nur für Geld in den Arsch ficken.“ Wenig später bei Math die erste Ernüchterung: „Warum habe ich es überhaupt nötig, mich in den Arsch ficken zu lassen?“ Maths Freund stürzt sich verzweifelt in den Tod, bevor er seine Mutter eine Fotze nennt. Der Geruch – The smell of us>>>

Der Geruch jugendlicher Körper

Es wird nicht ganz klar, was der Regisseur der Welt mit dem Film sagen will. Die alten Männer, die milchgesichtige Jugendliche ficken, kommen, soweit sie ins Bild gerückt werden, ganz gut weg, besser als sie es verdienen, der Geruch alter Männer, die älteren Frauen nicht minder. Der arme Alte in seiner verwüsteten Bude kann einem sogar leid tun. Der Film enthält deutliche Szenen, die dem homosexuellen Voyeur sicher beim Zuschauen einen Ständer zaubern, ob das so gewollt ist, wer weiß das schon so ganz genau? Äußerungen Clarks zu seinem Film sind im Web leider nicht zu finden, lediglich Kritiken, und die lesen sich so:

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Buch des Tages

unzucht_jan_off_leseprobenJan Off – Unzucht – zum Nachmachen, wie ich den Beitrag überschrieben habe.
Wenn man bei dem heute vorgestellten Film nicht so recht weiß, was der Regisseur damit sagen wollte, so sind die Aussagen des Buch-Autors hingegen außerordentlich deutlich – wie man sexuelle Fantasien hemmungslos auslebt. Im Klappentext formuliert er zwar, dass dieses hemmungslose Ausleben sexueller Fantasien nicht unbedingt Glücks- und Hochgefühle nach sich ziehen muss, doch scheint sein Held (wer auch immer das sein mag – Off schreibt in der Ich-Form) von seiner Gespielin Tanja derart begeistert zu sein, dass er am Ende 200 km Zugfahrt in Kauf nimmt und aus Vorfreude wichsend in der Zugtoilette steht.

Der Geruch von Pornografie verführt zum Nachmachen

Für den oder die eine(n) oder andere(n) mag das Buch durchaus Anleitung zum Handeln bieten, zumal noch immer eine Vielzahl Erwachsener nicht auf ihre Kosten kommt, was die sexuelle Befriedigung betrifft. Erst heute las ich eine Zahl, dass knapp über 50 % der Frauen und 42 % der Männer ihre sexuellen Fantasien wirklich ausleben können. Vom gegenseitigen Anpissen abgesehen, bleibt der Autor mit seinen sexuellen Fantasien, jedenfalls nach meinem Geschmack, im grünen Bereich. Dass er hart am Grat der Frauenfeindlichkeit wandert, mit Begriffen wie „Frischfleisch“, mag man ihm vergeben, denn auch hier gilt, was beiden gefällt ist gut. Mehr zum Roman mit Leseproben>>>

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