Sahra Wagenknecht – Rezension und Buchvorstellung
Wie wir uns (angeblich) vor dem Kapitalismus retten
Worüber schreibst Du eigentlich, Mütterchen? Ist man geneigt, die Autorin Sahra Wagenknecht zu fragen. Dies in Anlehnung an Sostschenkos Kuh im Propeller, als der Wächter der Fliegerschule den dummen Bauern seines Dorfes das Flugwesen nahe bringen sollte. Auch Pferde? Auch Pferde, ritsch, ratsch! – Der Beitrag erschien zuerst im August 2016 auf frank-c-mey.com
Anmerkung
– als Update März 2023 – aus aktuellen Gründen
Weil ich meinen Blog frank-c-mey.com peu á peu einstelle, übernehme ich eine Reihe an Beiträgen in diesen Blog im Rahmen einer neuen Rubrik.
Seit Erscheinen des Buches „Reichtum ohne Gier“ sind knapp sieben Jahre vergangen. Seinerzeit galt Wagenknecht noch als Ikone der LINKEn, als Kopf der Kommunistischen Plattform, obgleich sie bereits 2016 mit ihren Äußerungen zur Flüchtlingspolitik ersten Applaus aus der politischen Rechten erntete (sie Video am Ende des Beitrages). Inzwischen (und das schon vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine) gilt sie als prominente Befürworterin
eines Kriegsverbrechers, was ihr bei Twitter u. a. den Hashtag #Putinknecht einbrachte. Aus dem Applaus der Rechten wurde seither nahezu frenetischer Jubel, Glückwunsch, Frau Wagenknecht.
Partei
Nun zieht sie auch noch in Erwägung, eine neue Partei zu gründen, ein zweistelliges Wählerpotential wird ihr zugetraut. Ich kann Sie nur dazu ermuntern, liebe Frau Wagenknecht, gründen Sie ruhig Ihre Partei. Das wird dazu führen, dass die LINKE aus einer Reihe von Parlamenten verschwindet, dass sich die AfD halbiert, ja vielleicht sogar dezimiert. Und wenn man sich so anschaut, wer alles mit einer solchen Partei liebäugelt, dann weiß man, dass sich die Führungsriege, kaum gegründet, streiten wird wie die Kesselflicker und der Laden wird keine vier Jahre überdauern. Ein Flop, machen Sie ruhig so weiter und verdienen Sie mit Ihrer Politshow, denn mehr ist es nicht, Ihr Geld, denn mehr wollen Sie ohnehin nicht. Nebeneinahmen als MDB 2022: 750.000 Euro!
Doch nun zum Buch:
Campus Verlag Frankfurt/ New York
Sahra Wagenknecht
Wenn ansonsten in dieser Rubrik das Wort Buchtipp steht, sollte es heute wohl eher „Anti-Tipp“ lauten, verbunden mit der Frage, auf welchem Wege es Bücher wohl in Bestsellerlisten schaffen, noch dazu auf Platz Eins beim „Spiegel“. Eine Antwort könnte lauten, dass nicht jeder, der das Buch kauft, sich mit dessen Inhalt oder der Schreiberin identifiziert. Die Frage: Wollen wir doch einmal sehen, was uns Frau Sahra Wagenknecht in ihrem neuen Buch so zumutet, könnte ein Antrieb sein, jedenfalls traf derselbe bei mir zu.
Reichtum ohne Gier
Seit März dieses Jahres auf dem Markt und ich hatte nicht vor, es zu kaufen, bis … Ja bis Frau Wagenknecht mit ihren Bemerkungen zur Ausländerpolitik selbst bei der AfD für Applaus sorgte, während einige Muster-Linke vor Wut in ihre Schreibtischkanten bissen.
Bemerkungen zur Biographie Sahra Wagenknechts, die ansonsten hier stünden, würde ich mir gern ersparen, wer diese nachlesen möchte, kann das bei Wikipedia>>> tun.
Schon der Waschzettel
… lässt einiges erahnen: »Es ist Zeit, sich vom Kapitalismus abzuwenden«, sagt Sahra Wagenknecht. Denn der Kapitalismus ist längst nicht mehr so innovativ, wie er sich gibt. Bei der Lösung der großen Zukunftsfragen – von einer klimaverträglichen Energiewende bis zu nachhaltiger Kreislaufproduktion – kommen wir seit Jahrzehnten kaum voran. Für die Mehrheit wird das Leben nicht besser, sondern härter.
Wirtschaftsfeudalismus
Es ist Zeit für eine kreative, innovative Wirtschaft mit kleinteiligen Strukturen, mehr Wettbewerb und funktionierenden Märkten, statt eines Wirtschaftsfeudalismus, in dem Leistung immer weniger zählt, Herkunft und Erbe dagegen immer wichtiger werden.
Sahra Wagenknecht fordert
– eine andere Verfassung des Wirtschaftseigentums,
– die Demokratisierung des Zugangs zu Kapital und
– die Entflechtung riesiger Konzerne, deren Macht fairen Wettbewerb und Demokratie zerstört.
– Talent und echte Leistung zu belohnen und Gründer mit guten Ideen ungeachtet ihrer Herkunft zu fördern.
Große Versprechen, doch im Inhalt viel heiße Luft
Mit ihrem Buch eröffnet Sahra Wagenknecht eine politische Diskussion über neue Eigentumsformen und die vergessenen Ideale der Aufklärung. Sie legt eine scharfsinnige Analyse der bestehenden Wirtschaftsordnung vor und zeigt Schritte in ein demokratisch gestaltetes Gemeinwesen, das niemandem mehr erlaubt, sich zulasten anderer zu bereichern. So, so?!
Sahra Wagenknecht – Reichtum ohne Gier bei Amazon
Zum Shop>>>
Eine Reihe hervorragender Stimmen, wobei hie und da ein wenig Ironie nicht zu übersehen ist:
»Das Buch ›Reichtum ohne Gier – Wie wir uns vor dem Kapitalismus retten‹ ist wirklich gut geschrieben. Die Autorin beherrscht die Kunst des klaren Denkens und kennt sich über den Unterschied von Haben und Nichthaben auch in der Praxis aus.« Peter Gauweiler
Über diesen Kommunismus könnte man reden – FAZ
Rezension
Nun möchte ich nicht nachstehen, und hier meine Rezension anhängen, die Sie bei Amazon lesen können (die Zwischenüberschriften sind hier eingefügt).
Worüber schreibst Du eigentlich, Mütterchen? Ist man geneigt, die Autorin, Sahra Wagenknecht, zu fragen. Dies in Anlehnung an Sostschenkos Kuh im Propeller, als der Wächter der Fliegerschule den dummen Bauern seines Dorfes das Flugwesen nahe bringen sollte. Auch Pferde? Auch Pferde, ritsch, ratsch! Spaß beiseite.
Vergleiche mit Shakespeare und Madame Pompadour
Die Autorin, Sahra Wagenknecht, stellt bereits in den einführenden Kapiteln sehr deutlich unter Beweis, dass sie die Spielregeln der Propaganda hervorragend beherrscht und nicht umsonst zu den bekanntesten Apologet|innen eines Systems gehört, das seine Chance hatte und diese nicht nutzen konnte, weil? Dass daran noch immer ganze Scharen „Rechtgläubiger“ würgen, dafür kann niemand etwas. Erstaunlich ist nur, dass Shakespeare und Madame Pompadour Vergleiche liefern müssen, und Einstein, na gut, der passt auf alles, man also sehr weit nach hinten greift.
Das gesamte Elend dieser Welt vereint bei Sahra Wagenknecht
Das alles, obgleich es doch viel jüngere Beispiele in der kurzen Geschichte des real existierenden Sozialismus gibt, die von Ähnlichem künden, aber unerwähnt bleiben. Ach ja, wir müssen doch nach vorn schauen, so schreibt Sahra Wagenknecht. Da wird der Leserschaft zunächst einmal hoch konzentriert das gesamte Elend dieser Welt präsentiert, verbunden mit der unterschwelligen Frage: „Wollt Ihr das?“ Wer würde da schon Ja sagen wenn es um hungernde und sterbende Kinder geht, um Flüchtlinge und mehr, wir wissen das.
Hinterlassenschaften der kommunistischen Misswirtschaft
Der Kopf wird eingeschossen für das darauf Folgende, nachdem man zum einhundertsten Mal und öfter dachte: „Nein, das wollen wir nicht, nicht mehr, nicht mehr länger!“ Und wer trägt die Schuld? Na wer wohl? Der Westen, wer sonst? Kein Satz darüber, dass der Ostblock in der Zeit des Kalten Krieges große Teile zum Beispiel des arabischen Terrors finanzierte, dass die Hinterlassenschaften der kommunistischen Misswirtschaft in den osteuropäischen Staaten noch heute nachhalten, nicht ohne immense Schäden für die Umwelt.
Die kleinen und großen, altbekannten Lügen
Darauf sei besonders verwiesen, weil es wieder einmal der Kapitalismus ist, der die Schuld daran trägt, dass die klimaverträgliche Energiewende nicht so schnell verläuft, wie man es sich wünscht. Das System, Sahra Wagenknecht nennt es permanent Kapitalismus, sei nicht mehr so innovativ, wie es sich gäbe, nanu? Und unter die vielen Dämonen, die die Autorin beschwört, die man nur mit weit nach vorn gestreckten Armen abwehren kann und die den Leser in den Schlund der totalen Ablehnung ziehen sollen, gleichsam in die Arme der Autorin, werden die kleinen und großen, altbekannten Lügen gemixt.
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Bei Marx abgeschriebene historische Betrachtungen
1 Prozent der Weltbevölkerung besitzen mehr als alle anderen auf dieser Welt, das stimmt nicht. 10 % besitzen 90 % des Reichtums und zu diesen 10 Prozent gehört selbst der untere Mittelstand in den entwickelten Industrieländern, also auch Frau Sahra Wagenknecht (die man durchaus im gehobenen verorten darf). Aber das klänge ja nicht so gut. Und nach all diesen furchtbaren Tatsachen, die, was einige historische Betrachtungen betrifft, bei Marx abgeschrieben sind, sitzen wir Kaninchen zitternd am Boden und warten auf die Lösungsvorschläge.
Wem soll ab morgen die Deutsche Bank gehören?
Hier einige davon: Eine andere Verfassung des Wirtschaftseigentums, Demokratisierung des Zugangs zu Kapital. Wie soll das gehen? Lenin forderte im November 1917 in seiner Rede vor Petrograder Arbeiter- und Soldatenräten auf: „Schlagt die Kulaken tot!“ Das kann man in einer halbwegs zivilisierten Welt nicht mehr schreiben, also nennen wir es anders: Demokratisierung des Zugangs zu Kapital. Volksbefragung: „Wem soll ab morgen die Deutsche Bank gehören?“ „Uuuns!“ brüllt die verwirrte Menge und schlägt schon einmal die Büromöbel kaputt.
Vom Staat geförderte Produktivgenossenschaften?
Und wenn man dann das Kapital demokratisch verteilt hat, kommt Väterchen Stalin und sammelt alles wieder ein, damit das dumme Volk keinen Unfug damit macht. Ehe man sich versieht, ist es verfrühstückt. Als wenn wir das noch nicht erlebt hätten. Mehr Kleinteiligkeit in den Wirtschaftsstrukturen, so, so, das fördert dann auch noch die Innovation, wie man lesen kann. Wie nun, vom Staat geförderte Produktivgenossenschaften? Das kritisierte Marx bereits an Lasalle in seiner Kritik am Gothaer Programm.
Der Handwerksbetrieb um die Ecke übernimmt die Zukunftsinvestitionen
Und um zurück zu kommen auf die Innovationskraft. Sollen solche Milliardeninvestitionen, die das Leben von Menschen schützen wie zum Beispiel das Stauwehr von New Orleans, um nur eines zu nennen, u. a. in Zukunft von einem Konsortium aus Sparkassen und Volksbanken im Verbund mit Handwerksbetrieben finanziert und hergestellt werden? Kleinteiligkeit! Windparks, Solaranlagen u. a. werden im Handwerksbetrieb um die Ecke produziert? Good bye Energiewende, danke Sahra Wagenknecht!
Karl Marx in moderne Worthülsen verpackt
Es genügt, Sahra Wagenknecht, Reichtum ohne Gier, Karl Marx in moderne Worthülsen verpackt, die neue Religion, nicht mehr und nicht weniger, Religion ohne Götter, die kommen dann später und erscheinen als Generalsekretäre mit ihrem Heer willfähriger Paladine. Religion, weil die Lehre auf Glauben setzt und ein Zukunftsversprechen abgibt, das auf Erden nicht zu realisieren ist, jedenfalls nicht absehbar.
Das Buch streichelt die Seelen der Altstalinisten
Ja, wir müssen das Elend überwinden und warum das nicht so schnell geht und gar nicht so schnell gehen kann, das erfährt man vielleicht im Rio-Protokoll, das die Autorin Sahra Wagenknecht, in keiner Silbe erwähnt. Warum auch? Das Buch streichelt die Seelen der Altstalinisten und ihrer Nachkommen, vielleicht noch die Träume einiger Sozialromantiker, brauchbare Antworten liefert es jedoch keine.
Sahra Wagenknecht und die Ausländerpolitik
Dass Sahra Wagenknecht eine gute Propagandistin ist, stellte sie, wie bereits erwähnt, mit ihren Bemerkungen zur Ausländerpolitik unter Beweis. Die LINKE verliert Stimmen an die AfD, bei den bevorstehenden Landtagswahlen in Meck-Pomm droht ein Einbruch, da muss man doch ein wenig gegensteuern, oder? Ich habe mir erlaubt, einen Beitrag des MDR ein wenig nach zu bearbeiten:
Die Dame bewegt die Gemüter, das darf man ihr nachsagen. Sogar die Gemüter zweier meiner Helden des Romans, an dem ich seit geraumer Zeit schreibe, „Verlorene Generationen“. Eine Leseprobe aus dem bereits fertigen Teil I hier>>>
Update 09/ 2021
Das möchte ich hier noch hinzufügen, im August anno 2021 schaffte es, man höre und staune, Sahra Wagenknecht sogar bis in den Playboy. Das schrie regelrecht nach ein paar Anmerkungen, die Sie hier nachlesen können>>>
Verlorene Generationen
Leseprobe aus dem dritten Teil: Ein warmer Spätsommerabend, beide sitzen auf Poschmanns Terrasse, im „Haus am Fluss“, wie Mälzer die kleine Stadtvilla gern scherzhaft zu nennen pflegt, sie trinken Rotwein. An diesem Abend gleicht er mehr einem Bach, dieser Fluss, seit mehreren Tagen fiel kein Regen mehr und in den nahen Wäldern herrscht die höchste Waldbrand-Warnstufe. Seit dem Frühjahr hatte es ohnehin wenig geregnet in dieser Region, während anderswo Menschen Haus und Hof an reißende Fluten verlieren.
Es riecht verführerisch nach Meer
Auf den nun frei liegenden Steinen im Flussbett setzt bereits Fäulnis am Algenbewuchs ein und der Geruch dringt bis an die Nasen der beiden Rotweintrinker. Auf Poschmanns Frage hin, ob man lieber ins Haus hinein gehen solle, winkt Mälzer ab. Es rieche geradezu verführerisch nach Meer, wehrte er ab, nach Tang und Teer. Dazu summte er ein Stück der Melodie einer aus den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts her bekannten Seemannsschnulze.
Das Lied von der Reblaus
„Einen guten Tropfen hast du ausgesucht …“ Nachdem Mälzer den ersten Schluck mehrmals im Mund hin und her schob, bevor er ihn hinunter schluckte, hebt er das Glas gegen die untergehende Sonne, nachdenklich die funkelnde Flüssigkeit zu betrachten. „Da fällt mir immer das Lied von der Reblaus vom alten Moser ein: drum tu i den Waan net trinken, sondern baaßen, i mog den Roten grad so gerne wie den Waaßen…“ fügt er kurz darauf lachend hinzu, bevor er das Glas zurück auf den Tisch stellt.
Ich war nie so gierig nach Geld
„Ach Poschmann, du kannst es gut haben, wohnst in einer Villa am Fluss und gibst Rotwein aus, die Flasche nicht unter fünfzehn Euro …“, lästert Mälzer. „Dabei haben wir beide annähernd dieselbe Lebensarbeitszeit hinter uns.“
„Wirst wohl etwas falsch gemacht haben“, kontert der Angesprochene grinsend und nimmt anschließend einen langen Zug aus dem Glas, während Mälzer seine erste Zigarette anzündet.
„Ich war nie so gierig nach Geld in meinem Leben…“, Poschmann unterbricht ihn entrüstet: „Na, na, gierig …!“
Der unbedingte Wille, reich zu werden
„War doch nur Joke …“, erwidert Mälzer lachend. „Aber Spaß beiseite …“, er zieht mehrmals hastig am Glimmstängel, „kurz nach der Wende sagte einer deiner Landsleute, ein Unternehmer aus Hessen, mit dem ich hin und wieder zu tun hatte, zu mir: Mälzer, sagte er, aus ihnen wird nie ein guter Unternehmer, ihnen fehlt der unbedingte Wille, reich zu werden.“ Er lehnt sich zurück und klopft mit beiden Händen auf beide Oberschenkel. „Hat er gesagt und er wird wohl sogar Recht gehabt haben.“
Reichtum und Wohlstand liegen weit auseinander
Poschmann schaut gespannt in die wenigen Rinnsale, die sich zwischen mehr oder weniger großen Steinen im Flussbett ihren Weg suchen. „Reichtum und Wohlstand, das sind für mich zwei Kategorien, die noch sehr weit auseinander liegen“, antwortet er schließlich nach kurzem Nachdenken.
„Ach, übrigens, ich habe vor einigen Tagen das neue Buch eurer wissenschaftlichen Vortänzerin gekauft und sogar gelesen“, berichtet Mälzer stolz nach einem weiteren Schluck aus dem Weinglas.
Reichtum ohne Gier von Sahra Wagenknecht
„Reichtum ohne Gier, ein großer Spruch, auf den dann zweihundertsiebenundachtzig Seiten mit sehr viel heißer Luft und vielem bereits gesagtem oder geschriebenem folgen. So etwa Marx in moderne Sprache übersetzt …“
„Nun weißt du ja wenigstens, warum ich es nicht gekauft habe und wahrscheinlich nicht einmal lesen will. Letzteres hättest du mir doch jetzt bestimmt postwendend angeboten.“
„Das überrascht mich jetzt aber wirklich!“ Mälzer schaut seinem Gegenüber forschend in dessen gleichgültig wirkendes Gesicht und angelt dabei die nächste Zigarette aus dem Päckchen.
Reichtum ohne Gier von Sahra Wagenknecht
„Ich mag diese Frau nicht, sie wirkt mir zu abgehoben, manchmal nahezu überheblich, für das Geld kaufe ich lieber eine gute Flasche Rotwein“, woraufhin er zur Flasche greift und die Gläser nachfüllt. „Und nach ihren Sprüchen zur Flüchtlingspolitik mag ich sie noch weniger“, fügt er kurz darauf hinzu, dabei wischt er sich die Weinreste seines letzten Schlucks mit einem Finger von den Lippen. „Was aber nicht bedeuten soll, dass ich ihr nicht in Vielem was sie verkündet, auch Recht gebe, obwohl ich mich nicht für einen lupenreinen Marxisten halte, wie du ja weißt.“
Du hast den Genossen Marx verunglimpft
„Übrigens habe ich eine Rezension auf dem Verkaufsportal geschrieben, willst du die wenigstens lesen?“
Auf Poschmanns gelangweiltes Nicken hin, zieht Mälzer sein Smartphone aus der Tasche und tippt den Namen der Webseite in den Browser ein, dann reicht er dasselbe über den Tisch. Sein Gesprächspartner zieht die Stirn kraus, während er lesend den Kopf von der einen auf die andere Seite wiegt.
„Starker Tobak“, gibt er schließlich grinsend zu, „hätte vor der Wende Stasi-Haft eingebracht, den Genossen Marx derart zu verunglimpfen!“
Einiges, was Sahra Wagenknecht schreibt, klingt geradezu grotesk
„Habe ich ihn den verunglimpft?“
„Na wenn du schreibst: Karl Marx in moderne Worthülsen verpackt und die Autorin angreifst, greifst du gleichzeitig den Urvater der Theorie an und stellst in diesem Sinne selbst all das in Frage, worin sie nach meiner Auffassung Recht hat.
„Ach komm, Lutz, du weißt doch, dass es ein bisschen schwanger nicht gibt. Ebenso wenig gibt es ein bisschen Kapitalismus oder ein bisschen Kommunismus. Und einiges, was sie schreibt, halte ich geradezu für grotesk.“
Sie nennt es Wirtschaftsfeudalismus
„Was zum Beispiel?“
„Sahra Wagenknecht behauptet, es gäbe keine oder zu wenig Innovation, es gäbe in unserer Realität in Wirklichkeit gar keinen Wettbewerb, Kapitalismus und Wettbewerb schlössen sich sogar aus. Sie behauptet, die Märkte würden von einigen wenigen Konzernen beherrscht. Das sei nicht einmal mehr Kapitalismus oder Marktwirtschaft, sie nennt es Wirtschaftsfeudalismus …“ Mälzer lässt eine Pause, bevor er fortfährt:
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Die uralten Gerechtigkeitskamellen
„Wirkliche Beispiele oder Beweise, Fehlanzeige, nur Behauptungen, die sie mit einigen Zitaten unterstreicht.“ Mälzer winkt ab, „könnte ich jetzt noch eine halbe Stunde lang aufzählen, aber belassen wir es dabei. Aber manchmal musste ich mir beim Lesen schon die Augen reiben und den Kopf mit der Frage auf den Lippen mehrmals im Kreis drehen, ob ich mich irgendwo im Nirgendwo befinde oder die Autorin selbst. Und dann immer wieder diese uralten Gerechtigkeitskamellen, leistungsloses Einkommen, sprich Kapitalrendite sei zu verurteilen …“ Eine weitere Pause, Mälzer nippt nachdenklich am Glas.
Wenn sie es euch nicht freiwillig geben, schlagt sie tot!
„Der Unternehmer sollte nur seine eigene unternehmerische Leistung bezahlt bekommen, womit wir dann wieder, wie nicht anders zu erwarten, plötzlich bei Marx` Profittheorie wären, dem alten Zopf, dass der Arbeiter mit seiner Arbeit mehr Wert schaffe, als seine eigene Arbeitskraft auf dem kapitalistischen Markt wert ist. Ein Grundpfeiler der späteren Leninschen Revolutionstheorie: Leute, ihr werdet beschissen, betrogen, ausgeraubt, ausgebeutet. Nehmt euch, was euch zusteht und wenn sie es euch nicht freiwillig geben, schlagt sie tot!“
Von Lenin halte ich nicht viel
Poschmann räuspert sich. „Was ich von Lenin halte, das weißt du, aber das davor ist doch nicht zu beanstanden, jedenfalls nicht die Feststellung, dass es so ist!“
„Das streitet doch auch niemand ab, nur die Schlussfolgerungen sind falsch, jetzt mal abgesehen von Lenin. Würde der Kapitalist und ein Rudel von ihm gemästeter Schweine alles verfressen, was er dem Arbeiter vorenthält, wäre es noch zu verstehen. Aber er verfrisst es eben nicht, das genau ist der Punkt.
Wirtschaftsformen, die sie sich vorstellt
Und wenn wir jetzt nach Marx verfahren und der Arbeiter Eigentümer der von ihm bedienten Produktionsmittel wird, dann will er erst einmal mehr zu fressen, was hätte er sonst davon, oder ein paar Stunden weniger arbeiten, oder, oder, oder. Und ehe wir uns versehen, ist all das schöne Kapital verspeist. Haben wir alles schon einmal erlebt!“ Mälzer ereifert sich zusehends und drückt, als wolle er den Schlusssatz damit zusätzlich unterstreichen, seine Zigarettenkippe nervös in den Ascher.
„Und dann lies erst einmal, welche Wirtschaftsformen sie sich vorstellt“, Mälzer schnappt nach Luft und schüttelt lachend den Kopf.
Gut geschrieben, urteilt ein bekannter bayrischer Politiker
„Wenn ich dich so reden höre, wie du dich über dieses Buch ereiferst, dann bekomme ich allmählich Lust, es doch zu lesen“, Poschmann nachdenklich, bevor er erneut zum Glas greift, „also verrate mir nicht gleich alles, sonst ist die Spannung weg.“
„Spannung? Unter Spannung verstehe ich aber etwas anderes. Gut geschrieben, urteilt ein bekannter bayrischer Politiker, das würde ich noch zulassen. Also nun mal ernsthaft …“, Mälzer greift zum Glas und schwenkt den Rest des Weines. „Die erste Deuter-Generation nach Marx nannte die neue Eigentumsform Volkseigentum.
Die Mitarbeitergesellschaft, ein Unternehmen, das niemandem gehört
Dass dies unhaltbar war und nicht zu der gewünschten Identifizierung der Arbeiter mit ihren Produktionsmitteln und -aufgaben führte, sehen inzwischen selbst die Ultralinken ein. Nun erfindet sie, Angehörige der zweiten Deuter-Generation, als eines mehrerer neuer Konstrukte, die Mitarbeitergesellschaft. Ein Unternehmen, das niemandem gehört, nur sich selbst. Eigenkontrolle durch die Mitarbeiter, stärkere Motivierung, das klingt wie Gewerkschafts- oder Parteiversammlung in unseren früheren Volkseigenen Betrieben, materielle Interessiertheit der Mitarbeiter, sozialistischer Wettbewerb, Schwachsinn, hat alles nicht funktioniert.“
Die zwangsweise Enteignung der kapitalistischen Unternehmen führte nicht zum Erfolg
„Vielleicht funktionierte es nicht, weil Parteiführung und Staat durch ständigen Eingriff letztendlich Führung und Kontrolle übernommen haben und die Betriebsleitungen am Ende nur zu willfährigen Marionetten degradierten?“ Poschmann zieht die Augenbrauen hoch, er schaut Mälzer eindringlich an. „Ich habe das ja nie live miterlebt, aber du hast es mir so erklärt“, fügt er triumphierend kurz darauf hinzu.
„Das eine zog das andere nach sich. Weil die zwangsweise Enteignung der kapitalistischen Unternehmen nicht zum Erfolg führte, auch kein Subbotnik den Niedergang der Wirtschaft aufhalten konnte …“
Lenin kopierte das System der deutschen Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg
Mälzer lacht, als er das Wort Subbotnik ausspricht. er wiederholt es mehrmals, „Subbotnik half nicht, also fiel Lenin das System der deutschen Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg ein, die unbeschränkte staatliche Kontrolle und der Zwang, das zu produzieren, was der Staat für richtig hielt. Er hatte ja im Exil genügend Zeit, sich damit zu beschäftigen und er sah darin den einzigen Weg, zu verhindern, dass alles zusammen bricht.“
Beide trinken schweigend … Leseproben aus Teil I>>>
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Verlorene Generationen I und II | 2021 |
Meine Bücher im Verkauf - 2021
Roman - Als Hardcover, Taschenbuch und eBookHank Hennings tänzelt ungeduldig vor dem Kaffeeautomaten hin und her, während sich die erste Tasse füllt. Lisa Sänger indes genießt ihre sichtliche Überlegenheit, ohne auch nur die Spur Hohn oder Überheblichkeit zu empfinden. Genau genommen tut er ihr leid, sie zählt ihn nicht zu dieser Art Machos, die meinen, jede Frau gehöre ihnen. Er hat etwas an sich, das ihn völlig unaufdringlich anziehend erscheinen lässt. Allein darin lag ihr Grund dafür, dass sie ihn gewähren ließ an diesem Abend, dass sie die Einladung überhaupt erst annahm. Doch schon einen winzigen Augenblick bevor sie das Attribut seiner Männlichkeit spürte, ließ ihre Lust bereits nach, und sie stellte mit Entsetzen fest, dass es allein die Neugier war, die sie in seine Arme trieb, nicht der Wunsch, mit einem Manne zu schlafen. Sie gab sich Mühe, ihn das nicht spüren zu lassen und sie wies ihn nicht einmal zurück, als er sie zu späterer Stunde ein zweites Mal begehrte. | |
„Wo ist der Türdrücker, verdammte Scheiße?“ Der glatte Fliesenfußboden bietet keinen Halt, schon gar nicht, wenn man Hausschuhe mit Filzsohlen trägt. Nie wieder, zum Teufel, Hausschuhe mit Filzsohlen! Frank Mälzer flucht, was war gerade passiert? Wände haben keine Griffe, man kann sich an nichts festhalten, noch aufrichten, dasselbe mit der Wohnungstür, scheiß Wohnungstür! Hätte ich jemals geahnt, dass mir so etwas passieren könnte, nie hätte ich Hausschuhe mit Filzsohlen gekauft, noch wäre ich in eine Wohnung eingezogen, mit einer Eingangstür glatt wie eine Rutschbahn und an deren Wände keine Griffe montiert sind, denkt er in seiner Not. Doch wer montiert schon Griffe an Zimmerwände? Er kann noch denken! |
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Beim ersten Mal an diesem warmen Frühlingstag, als sie sich beide auszuruhen gedachten für die Rückfahrt nach München, folgte sie ihm von der Couch, wo sie vorher lange miteinander sprachen, in sein Bett. Sie könne allein nicht einschlafen, sagte sie schmollend, während sie vor seinem Bett stand, wo sie ungeduldig und voller wonniger Erwartung, die jugendliche Hitze wie ein verzehrendes Feuer in ihrem Leib, von einem Bein auf das andere trat. Seine wunderschöne junge Frau, die er so sehr begehrte wie er nie in seinem Leben eine Frau begehrt hatte, und die ihm gleichzeitig panische Angst einjagte, er könne sie verletzen; wie er, Curd, ihr Curd, ihre erste Liebe, wie er ihr, nachdem sich ihr Wunsch erfüllte, mit liebevollen Worten erklärte ... Alle Leseproben |
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